Der Nostradamus-Coup führt seine Leser – wie seine Vorgänger aus der John-Finch-Reihe – wieder auf eine atemberaubende Reise. Es geht durch die Zeit und durch Europa, unter anderem in den Vatikan, zu den Templern und den Nazis. Auslöser ist ein geheimnisvolles Notizbuch aus den Händen eines libyschen Geheimdienstlers.
Ich gebe zu, dass mich das Cover zunächst, nun ja, nicht abgeschreckt, aber doch irritiert hat. Zwar spielt ein Flugzeug in den Romanen der Reihe um den Piloten John Finch immer eine große Rolle, aber zusammen mit dieser seltsamen „Sternzeichenuhr“ und mit Nostradamus im Titel war ich etwas besorgt. In der Leserunde bei Lovelybooks fügte ich meiner Befürchtungen den Namen Dan Brown hinzu.
Aber es heißt ja nicht umsonst „Don’t judge a book by its cover“. Auch nicht daran, ob es „nur“ als Taschenbuch erscheint. Drinnen steckt wieder ein typischer Schilddorfer. Das heißt: Klebezettel bereitlegen, um nicht den Überblick über Schauplätze, Figuren und Chronologie zu verlieren und sich immer wieder mit großem Vergnügen auf falsche Fährten locken lassen.
Für mich war „Der Nostradamus-Coup“ nach „Falsch“ „Heiß“ und „Löwenzahn und Himmelschlüssel“ das vierte Buch von Gerd Schilddorfer und das dritte der John-Finch-Reihe. Neueinsteigern rate ich natürlich dazu, unbedingt mit „Falsch“ zu starten und sich über „Heiß“ zum „Nostradamus Coup“ vorzuarbeiten. Allerdings baut der Autor immer wieder kleine Erinnerungen ein, die auf Vergangenes verweisen. Neulinge bekommen damit etwas mehr Informationen und für Wiederholungstäter ist eine kleine Auffrischung auch nie verkehrt. Schließlich haben Finch und seine Freunde (und Feinde) schon einiges zusammen mit mir erlebt. Das klingt vielleicht jetzt komisch, aber diese Bücher sind so mitreißend, dass ich das an dieser Stelle schreiben kann.
Fakten und Fiktion werden wunderbar zusammengeführt
Gerd Schilddorfer gelingt immer wieder spielend die Mischung aus packender Unterhaltung und Wissensvermittlung. Wenn man seine Arbeit verfolgt, bekommt man mit, dass er sehr viel Zeit in die Recherche für seine Bücher investiert. Gefühlt reicht schon die Information aus seinen Kommentaren in der Leserunde bei Lovelybooks für ein halbes Studium der (Kunst-)Geschichte! Mir gefällt die Mischung aus Fakt und Fiktion sehr. (Was würde ich dafür geben, dass die Antiquitätengeschäfte des IS ausgedacht sind!). Der Stil ist nicht künstlich überkandidelt, aber auch nicht sprachlich simpel. Ja, man kann die Bücher so ‚weglesen‘, aber zu unaufmerksam sollte man nicht sein…
Ohne meine Klebezettel sage ich gar nichts!
Es geht im „Der Nostradamus-Coup“ teilweise so rasant zu, dass man beim Lesen im Bett den Fuß zum Bremsen raushalten will. Das galt auch manchmal für die wieder sehr aktive Leserunde bei Lovelybooks. Zum Ende hin bin ich dort immer fauler geworden – was aber auch damit zusammenhängt, dass ich die letzten 200 Seiten quasi in einem Rutsch gelesen habe und mich nicht aufhalten lassen wollte. Mein Buch ist jetzt ganz bunt markiert und mein Kopf voller neuer Geschichten und Menschen. Toll!
Wiedersehen mit Freunden
Die Hauptfigur John Finch ist ein interessanter Typ, nicht immer sympathisch, aber Beliebtheit steht bei seinen Lebenszielen wohl auch nicht ganz oben…er erlebte jede Menge Abenteuer, bleibt dabei aber eine glaubhafte Figur, ist kein Superheld mit übernatürlichen Kräften. Außer natürlich, was das Fliegen angeht… 😉
Es war mir eine Freude, wieder von seiner Kopilotin und Mechanikerin Amber, Llewellyn, Fiona, Peter und natürlich auch dem Papagei Sparrow zu lesen. Eine neue Figur hat es mir aber besonders angetan: der Kunstdieb Rebus. Er hat alles andere als eine weiße Weste, aber er stellt sich bei seinen Raubzügen sehr geschickt an und es ist ja auch für den guten Zweck. Na ja, er bringt die Kunstwerke ihren ursprünglichen Besitzern zurück. Was er am Ende des Buches tut…da ist mir ja im positiven Sinne das Herz gebrochen. Ich würde mich freuen, wenn aus der Überlegung, um ihn herum eine neue Serie zu starten, etwas wird.
Das Taschenbuch „Der Nostradamus-Coup“ von Gerd Schilddorfer ist am 14.10.2016 bei BASTEI LÜBBE erschienen und kostet 11,00 €. Die 798 Seiten gibt es auch als E-Book. Mein Exemplar wurde mir im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks kostenlos zur Verfügung gestellt.