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Die drei Fragezeichen

Phonophobia: Die drei ??? live im RuhrCongress Bochum

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Wenn das Wort Dauerbrenner irgendwo eine Berechtigung hat, dann wohl bei der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Seit 35 Jahren sind Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich als Detektive in Rocky Beach unterwegs. Die Fangemeinde ist stetig gewachsen, denn die Fans geben ihre Begeisterung an ihre Kinder weiter. Entsprechend gemischt ist das Publikum bei der Show im RuhrCongress. Hier treffen Hardcore Fans auf neugierige Gelegenheitshörer. Sobald die drei Sprecher die Bühne betreten, haben sie das gesamte Publikum im Griff. Sie wissen, was das Publikum mag und der Abend macht ihnen offensichtlich Spaß. Für viele Fans reicht die Erwähnung der Visitenkarte, um in Jubel auszubrechen. An dem Abend gibt es aber noch viele weitere Anlässe, um sich die Hände halb wund zu klatschen.

Im Gegensatz zur Live and ticking Tournee haben sie noch mal eine ordentliche Schippe draufgelegt. Ich kann mich zumindest nicht an so einen Bühnenaufbau erinnern, der so viele Spielereien erlaubt hat. Die Bühne wird von 42 LCD Bildschirmen dominiert, die bewegt und beleuchtet (natürlich viel weiß, blau, rot…) werden können und dadurch immer den passenden Hintergrund zur Szene bilden. Links und rechts von der Bühne sind große Bildschirme, die in einer Szene besonders wichtig werden, aber dazu später mehr. Es gibt, anders als bei der letzten Tour und in den Hörspielen, keinen Erzähler. Das macht aber nichts aus. Die Musik wurde wieder von Tilman Ehrhorn und Jan-Peter Pflug komponiert, die auch wieder mit ihren Instrumenten auf der Bühne stehen. Außerdem dabei sind Maria Todtenhaupt und Dirk Wilhelm – allesamt alte Bekannte im Lauscherlounge-Kosmos. Gleiches gilt auch für die Gastsprecher Traudel Sperber, Tanja Fornaro und Stefan Krause. Ein Geräuschemacher durfte natürlich auch nicht fehlen und was war toll zu sehen, wie Jörg Klinkenberg den Dingen Klänge entlockte und wie viel Spaß er dabei auch im Zusammenspiel mit den Sprechern hat. Kai Schwind, ebenfalls kein Unbekannter, dessen Produktion „Das Lufer Haus“ ich euch besonders ans Herz legen möchte, hat mit Kari Erlhoff das Buch geschrieben. Sie haben einen ganz neuen Fall geschrieben, in dem Musik und Farben (zum Beispiel mittleres schieferblau…) eine große Rolle spielen:

Unsere drei Lieblingsdetektive drohen direkt zu Beginn der Handlung mit einem Heißluftballon abzustürzen. Zum Glück schaffen sie es heile auf den Erdboden zurück, aber der Ballon ist zerstört. Sie stehen nun ohne Bobs Handy und Tante Mathildas Muffins da, aber sonst geht es allen gut. Abgesehen natürlich von Peter, der nervlich am Ende ist…Sie finden sich auf einem Gebirgsplateau wieder, stoßen auf ein seltsames Institut, zu dem sie nur durch Peters neu entdeckte synästhetische Fähigkeit Zugang erlangen. Hier proben Musiker, allesamt Synästhetiker, an Stücken, die bei den Zuhörern nicht nur Farben und Gerüche vermitteln, sondern auch zum Beispiel den Geschmack von Apfelstrudel. Das hört sich interessant und lustig an, aber die Musiker sind nicht freiwillig dort und der Japaner Yamada will damit seine langgehegten Rachepläne in die Tat umsetzen. Unsere Lieblingsdetektive sind also wieder in Gefahr. Sie lassen es sich aber (nach einiger Diskussion) nicht nehmen, auch noch anderen zu helfen. Wie so oft entpuppt sich die zuerst als feindselig und mit Armbrust auftretende Chloe nämlich als harmlos und benötigt Hilfe auf der Suche nach ihrer Schwester Fran, die sich in Yamadas Fängen befindet. Und dann ist da noch das Gespensterschloss aus Folge 11…

Diese Geschichte gibt den Sprechern viel Raum, um ihre Fähigkeiten zu zeigen. Das gilt vor allem für Traudel Sperber und Stefan Krause, die sehr unterschiedliche Rollen sprechen. Aber die Stars des Abends sind unbestritten Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich. Sie bringen die Halle mit einer kleinen Choreographie zum Beben. Herrlich, wie die drei unterschiedlich tänzerisch begabten Herren da auf der Bühne die Hüften schwingen. Es wurde direkt eine Zugabe gefordert. Die war bei einer anderen Szene gefühlt schon inklusive. Minutenlang werden die Nasen Gesichter der drei nach der Entdeckung einer Geheimtür in Großaufnahme gezeigt. Wie sie ihre Gesichter aneinander drücken, kann man wunderbar auf den großen Bildschirmen verfolgen. Dieser Quatsch kommt sehr gut an, auch bei mir. Hier hat man wie in anderen Momenten das Gefühl, ein großartig eingespieltes Team zu sehen, das immer wieder ein kleines bisschen improvisiert, um das Publikum noch weiter anzuheizen. Ich finde es auch super, dass das Skript selbstironisch ist und Peter eingreifen muss, als ein Felsbrocken ihren Verfolger doch etwas stärker mitnimmt als vielleicht vorgesehen. Für sehr viele Lacher sorgt auch die Einspielung von altem Material als Echo. Die Idee ist gut und die direkte Gegenüberstellung der jungen und alten erwachsenen Stimmen ist natürlich sehr lustig.
Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass Justus, Peter und Bob den Fall natürlich lösen. Mich hat die Auflösung etwas verwundert, aber das kann ich hier nicht erklären ohne zu viel zu verraten. Meine kurzfristige Verwirrung verflog aber schnell und ich schloss mich dem Jubel der rund 3000 Anwesenden an. Danke für einen tollen Abend, inklusive einer tooootal versteckten Star Wars Anspielung. Wie gesagt, wer braucht schon Boybands, wenn man Die drei Fragezeichen haben kann?!

Für den Abschluss der Tournee am 09.08.2014 auf der Berliner Waldbühne gibt es übrigens noch Tickets. Wer es etwas kleiner mag, geht zu den sehr empfehlenswerten Veranstaltungen der Lauscherlounge.

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