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Buchtipp: Der Gärtner von Otschakow (Andrej Kurkow)

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Wie hier angekündigt, eine weitere Empfehlung für ein Buch von Anrej Kurkow.

Zeitreisen sind ein uralter Menschheitstraum und werden in den Künsten immer wieder thematisiert. Eine neue, leider aber nicht weniger fiktive, Möglichkeit dieser ganz besonderen Reise hat sich Andrej Kurkow für sein neues Buch „Der Gärtner von Otschakow“ ausgedacht.

Igors Mutter stellt den Gärtner Stepan ein. Dieser hat bereits als Kind eine Tätowierung auf den Arm bekommen. Jetzt kann er die Botschaft, die ihm damit hinterlassen wurde, nicht mehr entziffern. Gemeinsam mit Igor und dessen Freund Koljan, einem Computerspezialisten, kommt er seiner Vergangenheit auf die Spur. Der Hinweis lautet: “Otschakow 1957 Jefim Tschagins Haus”. Dort finden sie unter anderem eine alte Militäruniform. Dank dieser kann Igor fortan zwischen seiner Realität und dem 500 Kilometer entfernten Otschakow im Jahr 1957 hin und her wechseln. Er ist ganz bezaubert von dieser fremden Welt, die ihn zunächst überfordert. Mit der Zeit möchte er kaum noch in sein altes Leben zurück, aber sein Auftreten bleibt bei den Menschen aus der Vergangenheit nicht ohne Folgen.

Kurkow stellt das ganz normale Leben in der Ukraine dar, zu dem zumindest bei seinen Figuren auch immer sehr viel Alkohol gehört. Gäbe es nicht Fotos von Igor im Jahr 1957, könnte man glauben, dass seine Zeitreise nur ein durch zu viele Promille ausgelöster Traum sei. Hier kann sogar Igor, der sonst nicht so optiomistisch ist, positiv denken. Fantasie und Reakität ergänzen sich auf eine ganz wunderbare Art und Weise.

Es ist mittlerweile typisch für Kurkow, dass man seine Romane keinem Genre zuordnen kann. Er verbindet in seiner Erzählung die Vergangenheit und Gegenwart der Ukraine mit Liebesgeschichten und Schilderungen von Männerfreundschaften. Damit hat er es wieder geschafft ein Buch zu schreiben, dass einfach glücklich macht. Man kann es nach dem Lesen mit einem frohen Seufzer zur Seite legen und einfach froh darüber sein, dass man als Leser fast wie Igor für einige Zeit in eine eigene Welt abtauchen konnte.

Das hier wird also wohl nicht der letzte Beitrag über ein Buch von Andrej Kurkow bleiben.

Andrej Kurkow: Der Gärtner von Otschakow. Diogenes Verlag, 342 Seiten, 22,90 Euro.

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